Faktencheck:
🔎 Recherche-Ergebnisse zum Thema „Finanzierung des Unrast Verlags mit 50.000 Euro durch die Bundesregierung“
Wir gehen der Sache mal nach, die im Artikel thematisiert wird.
Der Kern der Behauptung ist, dass der Unrast Verlag, der als linksextrem beschrieben wird, einen mit 50.000 Euro dotierten Preis von der Bundesregierung erhalten habe. Als Beleg für eine gewaltverherrlichende Haltung wird der Buchtitel „Feministisch morden“ angeführt. Die Recherche hat ergeben, dass die Behauptung in Teilen zutreffend ist, jedoch wichtige Fakten und Kontexte auslässt.
Fakten-Check:
- Der Preis und das Preisgeld: Der Unrast Verlag aus Münster war tatsächlich einer von drei Spitzenpreisträgern des Deutschen Verlagspreises 2025. Dieser Preis ist mit einem Preisgeld von jeweils 50.000 Euro dotiert. Die Verleihung fand am 15. Oktober 2025 während der Frankfurter Buchmesse statt. Der Deutsche Verlagspreis wird von der Bundesregierung, vertreten durch den Staatsminister für Kultur und Medien, vergeben, um die Arbeit und die literarische Vielfalt unabhängiger Verlage zu unterstützen.
- Das Buch „Feministisch morden“: Dieses Buch existiert im Programm des Unrast Verlags. Die „Kleine Abhandlung über anti-patriarchale Gewalt“ der baskischen Aktivistin Irene thematisiert jedoch nicht als Aufruf zum Mord, sondern als Analyse die Gegengewalt von Frauen. Laut Beschreibung werden Geschichten von Frauen erzählt, die sich gewaltsam gegen patriarchale Gewalt gewehrt haben, um die Frage aufzuwerfen, „wie weit ein friedlicher Feminismus eine soziale Ordnung aufrütteln kann, die selbst nicht friedlich ist“. Die Autorin wird mit dem Satz zitiert: „Im Gegensatz zu den Männern, die von Misogynie angetrieben töten, töten Frauen, um zu überleben.“
- Einschätzung des Verlags: Der Unrast Verlag wurde Anfang der 1990er Jahre für linksgerichtete und antifaschistische Literatur gegründet und verfolgt nach eigener Aussage eine „undogmatische politische Linie“ gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Faschismus. Der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen ordnete den Verlag in einem Bericht von 2008 dem „diskursorientierten Linksextremismus“ zu. Gleichzeitig empfahl derselbe Verfassungsschutz in einer anderen Broschüre ein Buch aus dem Verlagsprogramm. Der Verlag selbst publiziert auch kritische Texte über den Verfassungsschutz.
Die Einschätzung des Unrast Verlags als „linksextrem“ erfolgt nicht durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in seinen öffentlichen Berichten, ist jedoch ein häufig genutzter Begriff in der öffentlichen und politischen Kritik, insbesondere aufgrund seines Verlagsprogramms.